zweifache WIN / WIN - Situation

(der Notar, der Käufer, der Berater, die Verkäufer, der Käufer)

 

 

Wir haben im Laufe der Jahre einige „Ost-Projekte“ betreut oder auch nur im Rahmen einer Unternehmensbewertung auf seine Erfolgsaussichten geprüft. Festzuhalten ist in diesem Zusammenhang, dass die von westlichen Unternehmern gegründeten Niederlassungen bessere Verkaufschancen hatten, als die nach der Wende erfolgreich weiter entwickelten ehemaligen VEBs (volkseigene Betriebe). Zu suspekt erschienen den Kaufinteressenten die langjährigen, undurchschaubaren Kundenbeziehungen und zum Teil erstaunlichen Margen. Wer mit wem und warum war oft kaum erklärbar und wie lassen sich derartige Bindungen auf westliche Betriebe übertragen? Wir kannten keine Ostinteressenten, so dass wir in einigen Fällen den Transaktionen tatenlos zuschauen mussten oder erst später von den Abschlüssen erfuhren. Hier einige Fallbeispiele:

 

Fall I __ Unsere erste konkrete Anfrage erhielten wir Ende 2002 aus Dresden. Ein nicht unsympathischer Unternehmer hatte in den 12 Jahren nach der Wende ein recht ordentliches Umsatzvolumen mit Immobilie aufgebaut und wollte nun mit Anfang 60 nach Australien auswandern. Gekauft hat am Ende ein Thüringer Kollege, der die vorgefundenen Strukturen kannte und beurteilen konnte. Da wir nicht offiziell mandatiert wurden und der Kontakt bereits über einen Steuerberater in Berlin organisiert war, haben wir die Eckdaten nur kurz in unserer Mandantschaft rumgereicht, das Interesse abgefragt und wurden hier nicht fündig. Noch mehr Aufwand in dieses Projekt zu stecken, das zudem bereits mehrgleisig am Markt angeboten wurde, erschien uns nicht sinnvoll.

 

Fall II __ Ein Schleswig-Holsteiner hatte neben seinem Heimatbetrieb eine Dependance in Mecklenburg-Vorpommern übernommen und recht erfolgreich weiterentwickelt. Wir trafen uns zuerst in Kiel, danach sehr bald am Standort in MVP. Einer unserer Mandanten aus Hamburg zeigte Interesse, schickte allerdings vorweg, dass der Instanzenweg bis zur endgültigen Übernahme etwas Zeit in Anspruch nehmen würde. Dass daraus am Ende fast zwei Jahre werden konnten, überstieg allerdings auch unsere Vorstellungskraft. Es blieb dennoch bei dieser exklusiven Interessensbekundung, denn man war sich sympathisch und kooperierte in der Prüfungsphase schon fleißig miteinander. Was keiner ahnte: Kurz vor der finalen Kaufpreisfindung waren 80% des ehemaligen Kombinatsumsatzes aus niederen Beweggründen gekündigt worden und beide Parteien froh darüber, dass die Übernahme noch nicht vollzogen war. Für den Verkäufer war der Verlust natürlich sehr schmerzlich, aber bitte nicht zu Lasten des Käufers. Ein guter Charakterzug.

 

Fall III __ Ein ehemaliger Greifswalder Kombinatsangestellter in Sachen Reinigung hatte sich gleich nach der Wende in MVP selbstständig gemacht und in 15 Jahren ein beeindruckendes Unternehmen mit Betriebsimmobilie aufgebaut. Wir trafen uns erstmalig 2005 zunächst in Lübeck in seinem Steuerbüro. Wir machten eine überschlägige Unternehmensbewertung, da er für diese Dienstleistung kein Honorar zu zahlen bereit war. Seine Kaufpreisvorstellungen waren viel zu hoch und dabei blieb es auch jahrelang. Er rief immer mal wieder an und erkundigte sich nach dem Markt. Von unseren Mandanten hörten wir verschiedentlich, dass er es auf eigene Faust probierte und den Kontakt zu einigen Kaufinteressierten aufgenommen hatte. Ohne Erfolg. Im Frühjahr letzten Jahres hatte er es auf einmal sehr eilig und bat uns, lieber heut als morgen um einen Ortstermin in der Kanzlei seiner Steuerberaterin. Es würde jetzt konkret und er wollte gerne eine Unternehmensbewertung in Auftrag geben. Auf einmal spielte das Honorar auch keine Rolle mehr und wir baten ihn nach den gemachten Erfahrungen um Vorkasse. Binnen weniger Tage war alles erledigt und wir traten eine aufwendige Tagesreise an. Einer unserer Mandanten aus dem Lübecker Raum war auch im Spiel und ein zweiter, lokaler Mittbewerber. Anfang dieses Jahres rief er nun freudestrahlend an und verkündete Vollzug. Der lokale, zudem kleinere Mitbewerber hatte den Zuschlag erhalten und bereits den Kaufpreis überwiesen. Glückwunsch! Das Zustandekommen dieser Transaktion zu den beschriebenen Bedingungen war nur möglich geworden, da die Hausbank des Verkäufers auch die finanzierende Bank des Käufers wurde und Vertrauen zu den drei „Eingeborenen“ hatte.