zweifache WIN / WIN - Situation

(der Notar, der Käufer, der Berater, die Verkäufer, der Käufer)

 

 

Wir haben im Laufe der Zeit einige Unternehmer kennengelernt, die meist um den 15. eines Monats, wenn die Löhne gezahlt werden müssen, am Rande der Insolvenz jonglierten, aber in dem vorerst vorletzten Fallbeispiel war die Lage sehr viel dramatischer.

 

Hier ging es zunächst gar nicht um die Veräußerung des Unternehmens, sondern um einen weiteren Hilferuf (auch dieser Mandant beschrieb seine Symptome als akutes Burn Out Syndrom) eines sehr feingeistigen ehemaligen Ingenieurs, den Mitte der Neunziger Jahre die Aussichtslosigkeit seines Spezialistentums ins Gebäudereinigungshandwerk getrieben hatte. Wolfgang Kerner stand vor der Arbeitslosigkeit, entschied sich, motiviert durch ein „besonderes Angebot“, eher zufällig für diese Branche und machte mit über 40 noch seinen Meistertitel. Hier lernte er Jan Bockholdt aus Lübeck kennen und bat ihn schließlich 2012 um seinen Rat. Er empfahl, doch den Kontakt mit uns aufzunehmen und sich seine erhoffte Unterstützung fremd einzukaufen.

 

Schon bei der Übernahme des angebotenen Unternehmens wurde Kerner arglistig getäuscht, hatte somit einen völlig überhöhten Kaufpreis bezahlt und wurde, durch mehrere, später amtlich festgestellte, verdeckte Gewinnausschüttungen, zu einer hohen Nachschusspflicht verpflichtet. Eine äußerst schlechte Ausgangsbasis, von der sich Kerner nie richtig erholen konnte.

 

Im September 2012 wurden wir von Kerner mit der strukturellen Reorganisation seiner beiden Firmen beauftragt; führten in den nächsten Monaten regelmäßige Gespräche mit der kreditierenden Sparkasse.  Unser Mandant wurde schließlich im März 2013 aufgefordert, möglichst zeitnah ein Sanierungskonzept vorzulegen. Die Hausbank hatte Angst um ihr Geld, wusste aber sehr wohl, dass der Unternehmer am Rande der Insolvenz und völliger Überschuldung manövrierte. Zum großen Teil war die finanzierende Bank ein Teil der Lösung, aber eben auch des Problems auf der Verursacherseite. Weitere Details und die spannende Vorgeschichte siehe SANIERUNGSKONZEPT.

 

Wir mussten mit Kerner alternativ auch von Zeit zu Zeit einen Plan B erörtern, denn ob eine Insolvenz wirklich abzuwenden war, stand immer wieder auf Messers Schneide. Leider war das Schutzschirmverfahren zu der Zeit noch nicht etabliert und eine Planinsolvenz nach wie vor nicht ohne unangenehme Randerscheinungen und Konsequenzen für das Unternehmerehepaar. Besonders auf der privaten Ebene. Kerner konnte sich zu diesem Radikalschnitt nicht durchringen und hoffte weiter auf den inneren „Heilungsprozess“ zusammen mit dem Berater und der „befreundeten Bank“.

 

Im September 2013 war es dann um die Firma geschehen und alle Sanierungserfolge dahin: Das zuständige Finanzamt hatte durch einen Serverfehler die monatlich fälligen und schon seit Monaten gestundeten Umsatzsatzsteuervorauszahlungen in Höhe von 40 TEUR zweimal abgebucht und gleichzeitig eine Pfändung veranlasst. Ein Insolvenzantrag war nun nicht mehr abzuwenden und die Fremdsteuerung durch das Amtsgericht und einen gnadenlosen Insolvenzverwalter nahm seinen Lauf.

 

Mit dem heute möglichen SCHUTZSCHIRMVERFAHREN wäre dieses Unternehmen aller Wahrscheinlichkeit nach zu retten gewesen.